Grass Restaurierung


restaurierter Zustand
Kurzdokumentation


Polychrom bemalte Mumienmaske einer Frau
(altägyptisch 24. Dynastie, um 750 v. Chr.)

Bearbeiterin: Dipl. Rest. Diana Grass
Grass Restaurierung
Birkenbergstr. 84, 51379 Leverkusen
Tel.: 02171/341160



1. Identifizierung

Objekt: polychrom bemalte Maske
Darstellung: Mumienmaske einer Frau

Künstler: altägyptisch 24. Dynastie
Datierung: um 750 v. Chr.
Material: bindemittelarme Malschicht auf Leinen/Gips
Maße Maske: Höhe: 24,0 cm - Breite: 28,0 cm -Tiefe: 10,0 cm

2. Materialgeschichte


Mit dem Begriff Mumienmaske bzw. –hülle wird die Umkleidung der Mumien bezeichnet, die unmittelbar auf dem in Mumienbinden gewickelten Leichnam aufliegt. Bedeckt sie nur Schultern und Kopf, so spricht man von einer Mumienmaske, umkleidet sie dagegen den ganzen Körper, so nennt man sie Mumienhülle. Die mit der Mumienmaske oder –hülle versehene Mumie wird in den Sarg aus Holz oder Stein gelegt, der seinerseits in weitere größere Särge gestellt sein kann und bei königlichen Bestattungen von einem oder mehreren Sargschreinen umgeben ist.

Im Mittleren Reich (stammt diese Maske) wie auch in der Folgezeit bis zu den Römern sind vor allem Mumienmasken in Gebrauch. Sie bestehen aus Leinen mit bemalten Gipsüberzug. Zur Mumienmaske aus gipsgrundiertem Leinen treten Mumienbeläge in derselben Technik, die in einzeln gearbeiteten Stücken die Brust oder den ganzen Körper und die Beine bedecken und oft durch Fußhüllen ergänzt werden.

Die Herstellung der Mumienmasken und –hüllen war zumindest seit der Spätzeit Serienarbeit. Es darf angenommen werden, dass die einzelnen Phasen der Herstellung von speziell dafür eingesetzten Arbeitskräften in einer Art Fließbandarbeit gefertigt wurden. Für die Ausformung der Masken und Hüllen wurden wohl rundplastische Formen verwendet. Die leimgetränkten Kartonage wurde an der Luft getrocknet, erhielt ihre Grundierung und ist schließlich bemalt und vergoldet worden. Die in dieser Zeit verwendeten Materialien bringen es mit sich, dass Mumienhüllen und Mumienmasken häufig in einem sehr schlechten Erhaltungszustand in die Museen gekommen sind. Ihre Anfälligkeit für mechanische Beschädigung, Feuchtigkeitseinwirkung und Schädlingsbefall macht eine Restaurierung oft schwierig, wenn nicht gar unmöglich.

Diese Mumienmaske ist aus einem Museum bzw. aus der Ausstellung „Antike Kostbarkeiten“ in den 70iger Jahren erworben worden (es besteht eine Echtheitsbestätigung mit Inventar Nr.). Jetzt hängt die Maske über einen Holzkern gezogen, in einer verglasten (Plexiglas) Vitrinenkiste (eigenes Innenklima) montiert, an einer Außenwand.

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3. Technischer Befund

Die Mumienmaske bildet den einzigen Belag der Mumie. Sie ist ein aus ca. 2 Lagen Leinwand aufgebauter hohler Körper, der die Gesichtsfront umschließ und im Gesichtsbereich plastisch geformt ist. Für die farbige Gestaltung sind Ägyptisches Blau und Grün (kupferhaltiges gemahlenes Farbglas), roter und gelber Ocker (eisenhaltiges natürliches Pigment), Schwarz (Kohlenstoff) sowie Weiß (Calciumcarbonat) benutzt worden.
Im Rahmen der Bearbeitung wurde keine Pigmentanalyse durchgeführt, diese Aussagen stützen sich aus der Literatur und aus Untersuchungen ähnlicher Objekte die aus dieser Zeit stammen.
Diese beschriebene Farbwahl ist allerdings auch auf der Mumienmaske zu beobachten und entspricht wohlmöglich den damalig verwendeten Pigmenten (s. Fotoaufnahmen). Das Gesicht einer jungen Frau, die mit starken schwarz konturierten Augen dargestellt ist, zeigt die authentische Wiedergabe der damals bestehenden „Mode“ (Schminkart und Kopftuchtracht). Zusätzlich befindet sich am oberen abgerundeten Formende, mittig ein schwarz aufgemalter Käfer (?) (wohlmöglich als Zeichen für die Vergänglichkeit eines Körpers oder Glückssymbol).
Die Maske ist so gearbeitet wie anfangs (Materialgeschichte) beschrieben wurde. Auf Leinen ist eine Gipsmasse (etwas grobkörnig) aufgetragen und bemalt worden.
Das Museum hatte die Maske wohlmöglich für eine Präsentation bereits konserviert ?. Zumindest wurde sie auf einen Holzkern (dünne Holzstreifen) aufgezogen und mittig (Hohlraum der Nase) mit einem festen Kittmaterial aufgefüllt. Darin sitzt ein Dübel (Loch), damit die Maske in der Vitrine hängend aufgestellt werden konnte. Durch die Scheibe bildet sich ein eigenes (luftdichtes) Innenklima und war all die Jahre wohlmöglich konstant (?).

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4. Schadensbefund

Die Maske ist zu ca. 70 % relativ gut erhalten.
Die Maske hat allerdings im Laufe der Zeit an Stabilität abgenommen (Alterserscheinung, das Gewebe hat nachgelassen, eigentlich bedingt durch die Aufnahme von Feuchtigkeit aus der Luft, trockene und feuchte Umgebung).
Da der Stirnbereich hohl geblieben ist und die Maske über fast 3 Jahrzehnte hängend aufbewahrt wurde, ist auch durch die Schwerkraft der obere rechte Bereich (Stirn) fast 2 cm nach unten abgesackt. Durch die Brüchigkeit liegt der abgesackte Bereich überlappend an der rechten geraden Seite.
Außerdem ist die Malschicht, besonders im blauen Bereichen, pudrig. Nach der Demontage lagen Farbpartikel am unteren Vitrinenbrett und markierten die Umrissform der Maske.
Außerdem hat die Maske einige Fehlstellenbereich der Bildschicht (Verlust von Trägermaterial, kleine bis größere Löcher) und senkrecht verlaufende Fugen/Risse, die das dahinterliegende Gewebe nicht mehr zusammenhalten konnten (keine Ädäsionskräfte, Malschicht zum Träger).
Der nachträglich eingearbeitete Dübel löste sich auch aus seinem Loch und hielt die Maske nicht ausreichend.

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5. Durchgeführte Maßnahmen

Die gesamte Oberfläche wurde leicht entstaubt. Verlustgefährdete Bereiche der Bildschicht wurden mit einer Methylcellulose und Ethylmethacrylat-Lösung (Ethanol) gefestigt. Die Pigmente sind äußerst wasserempfindlich und quellen schnell an, deswegen wurde ein relativ schnell flüchtiges Lösungsmittel verwendet, welches auch die nötige Klebekraft aufweist. Ebenso wurden die teils abgelösten Bereiche der Leinwand replaziert. Der schwierigste Teil der Konservierung bestand darin, den abgesackten Bereich wieder in seine ursprüngliche Form zurückzuführen. In mehreren Etappen wurde der Bereich allmählich mit neu eingebrachten Leinwandstreifen (minimale Feuchtigkeit) und einer Watteunterlegung in Form gebracht.
Fugen/Risse wurden ebenfalls mit neuen Leinwanstreifen abgedeckt und gesichert. Nach der Trocknung des Festigungsmittels, stellte sich ein leicht starrer Zustand ein der die Maske konserviert (Festigungsmittel ist allerdings hygroskopisch, bedingt reversibel).

Nachdem der obere Hohlraum gesichert war, wurde aber zusätzlich ein Hartschaumkern (bemalt, damit keine Schadstoffe, wenn überhaupt, austreten können) in diesen Hohlraum angepasst und eingelegt. Ergänzende Sicherungsmaßnahme, da die Maske weiterhin hängend präsentiert werden soll. Der vorhandene aufgefüllte Kittkern (Hohlraum Nase) der sich geweitet und ausgebrochen war, wurde mit Spachtelmasse aufgegossen und neu verdübelt.
Die Maske konnte nun wieder mit einer Schraube an die Rückwand der Vitrine befestigt werden. An der äußeren Rückseite des Kastens wurde nachträglich ein waagerechtes Klötzchen mit 2 Schrauben montiert, damit bei der Hängung in der senkrechten Position entgegen gearbeitet werden kann.

Das Ziel der Konservierung war, die Zurückführung der ursprünglichen Formgebung, wieder als harmonisch geschlossene Fläche zu präsentieren. Die früheren Beschädigungen (Löcher, Risse) bzw. das gewachsene jetzige Erscheinungsbild zu akzeptieren und als historisches Zeugnis zu verstehen.
Durch die hinterlegten Fehlstellenbereiche (durch Leinwandstreifen, Art einer Intarsie) von leicht störenden optischen Bereichen, konnte jedoch für den Betrachter ein ästhetisches Gesamterscheinungsbild entstehen, ohne den Charakter der Maske zu verändern.

Um flankierende Maßnahmen einzusetzen, empfiehlt sich die Maske in einem Klima von ca. 22°C-24°C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 55%-65% aufzubewahren (keine Feuchtigkeit !! keine Erschütterung !!).
Außerdem sollte keine starke Sonneneinstrahlung oder Lampenbeleuchtung vorhanden sein.

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